Franz Braun, Köln: Karikaturen

Mit einer Karikatur sollen üblicherweise menschliche Handlungsweisen oder Besonderheiten verspottet werden.

     "The Knavery of the Rump", England, 1679 (Reprod. 1978)

Das kann auf vielerlei Arten geschehen und in Extremfällen zu Gewalt oder gar Mord ausarten. Karikaturen gibt es natürlich auch auf Spielkarten.

In einem Spiel, das 1679 in England erschien, sieht man beispielsweise Oliver Cromwell (1599-1658) beim Gebet, während draußen König Karl I. sein Gegner im englischen Bürgerkrieg, enthauptet wird.

     "Deck of the Allies", Belgien, 1919
 

Politische Karikaturen findet man vielfach in Kriegszeiten, wo die feindlichen Kriegsherren verhöhnt werden. So stellte man am Ende des 1. Weltkriegs in Belgien Spiele her, auf denen die Herrscher der Mittelmächte aufs Korn genommen wurden. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. etwa wird mit Schweineohren dargestellt, umgeben von Aussprüchen, die sich auf den Krieg und seine Beurteilung (aus der Sicht der Alliierten) beziehen. Dieses Spiel erschien mit flämischen und ebenso mit französischen Texten.

     "Antifaschistische Spielkarte", Russland, 2003

Ähnliche Spiele gab es auch im 2. Weltkrieg, und zwar auf beiden Seiten. Die nebenstehende Karte stammt aus einem Spiel, das 1943 in Russland entstand, als der deutsche Russland-Feldzug ins Stocken geraten war.

Die Texte auf einer Kartenhälfte beziehen sich dabei auf das Jahr 1941 als der Einmarsch "zügig" begann, während die andere Hälfte die "Wahrheit" im Jahr 1943 zeigt, als die Träume der deutschen Heeresleitung geplatzt waren.

Dieses Spiel sollte über den deutschen Linien abgeworfen werden, konnte allerdings nicht gedruckt werden, da sich auch die russischen Hoffnungen nicht erfüllten. Die Entwürfe wurden 2003 in einem Archiv gefunden und zu einem Kartenspiel verarbeitet.

     "Schmunzel-Skat", Nürnberger, 1997

 
 

Karikaturen von Politikern waren in der Nachkriegszeit vor allem in Deutschland zu finden. Insbesondere vor Wahlen brachten Parteien, Zeitschriften, aber auch die Spielkartenfabriken Kartenspiele heraus, auf denen die zur Wahl stehenden Politiker fast stets als mehr oder weniger wohlmeinende Karikaturen zu sehen sind.

In einem solchen Spiel zur Bundestagswahl 1998 präsentiert der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl den EURO als einen Erfolg seiner Regierungszeit. Das hat ihm allerdings nichts genutzt, denn sein Rivale Gerhard Schröder übernahm sein Amt.

     "Politiker-Skat", Berliner, 2002
 
 

Vor der der nächsten Bundestagswahl (2002) wurden die neuen (und auch die wieder zur Wahl stehenden amtierenden) Kandidaten karikiert. Angela Merkel ist dabei als "Putzfrau" abgebildet, da sie versprach, bei einem Wahlsieg gründlich aufzuräumen. Aber auf diese Absicht musste sie noch vier Jahre warten.

Ähnliche Spiele mit zur Wahl stehenden Politikern, teils mit entsprechenden Kommentaren, existieren natürlich auch in anderen demokratisch regierten Ländern.

     "Wolfenbüttler Skat", Deutschland, 1967
 
 

Außer Politikern werden gelegentlich auch andere Personenkreise zum Ziel von spöttischen Zeichnungen, etwa Geistliche unterschiedlicher Religionsgemeinschaften. Päpste der katholischen Kirche etwa sind mehrfach Objekte von Spielen, die Regeln oder auch Missstände in teils "bissigen" Karikaturen anprangern. Solche Spiele erscheinen allerdings meist anonym. Als Beispiel bezieht sich der nebenstehende Kreuz-König auf Papst Paul VI., der - neben vielen Ehrungen - auch das "Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" erhielt.

     "Literatur ist Trumpf", Deutschland, 2000

Zeitkritische Schriftsteller wie Günter Grass sind ein anderes Beispiel für die Verwendung von Karikaturen. In diesem Fall ist die Zeichnung allerdings positiv gemeint, denn nach Ansicht des Zeichners bekämpft Günter Grass in seinen Romanen (z. B. "Die Blechtrommel" oder "Hundejahre") und anderen Schriften Ungerechtigkeit und Ausbeutung, wobei er oft mit unverblümtem Realismus "zuschlägt".

     "VIP", ASS, 1986

Beim Beatle John Lennon dagegen sind es in erster Linie seine Friedensbemühungen, die hervorgehoben werden sollen.

Er präsentiert demonstrativ eine Friedenstaube mit dem symbolträchtigen Ölbaumzweig im Schnabel.

Interessant ist auch die zick-zack-förmig gefaltete Goldfolie hinter seinem Kopf, die man als "Krone" deuten kann.

     "Fußball-Skat", ASS, 1977
 

Beschließen wir die kleine Auswahl unterschiedlicher Karikaturen auf Spielkarten mit dem Fußballspieler Uwe Seeler. Er war bekannt als Meister des "Fallrückziehers" und ein fröhlicher Geselle. Das ist auf dem Herz-Ass eines Spiels mit den deutschen Fußballstars des Jahres 1977 glänzend dargestellt.

Über eine solche Karikatur kann sich niemand aufregen oder gar mit Waffengewalt "Rache" üben.

 
in memoriam Franz Braun, Köln, † 2016