Spielkarten wurden in Europa üblicherweise seit jeher auf Papier bzw. Karton gedruckt. Ihre Geschichte ist deshalb eng mit der Entwicklung des Papiers verbunden. Aber auch die Verbesserungen der Druckverfahren führten dazu, dass Spielkarten eine immer größere Verbreitung fanden.

Um die Abnutzung der Spielkarten zu verringern, versah man sie ab etwa 1885 auf Vorder- und Rückseite mit einem Zelluloid-Überzug. Später versuchte man dann, die Karten selbst aus Zelluloid zu fertigen. Es gelang nämlich einem Chemiker der Firma Boehringer in Mannheim, den für die Herstellung dieses Kunststoffs erforderlichen Kampfer synthetisch und damit wesentlich preiswerter als bisher zu erzeugen.

"REOREX Dauerspielkarte", Österreich, 1928 "Sächsisches Doppelbild", REOREX Mannheim, 1930

Hauptabnehmer des synthetischen Zelluloids war Dr. Bronne in Wien, der ein Patent für Zelluloid-Spielkarten angemeldet und die Firma "REOREX" gegründet hatte. Diese Firma ließ Spielkarten aus Zelluloid in Nürnberg und Wien drucken. Die linke Abbildung zeigt eine Extrakarte aus einem Spiel von 1928.

Die Klage einer Spielkartenfirma gegen diese "Dauerspielkarten" führte zu einem kostspieligen Prozess, durch den Dr. Bronne in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Er verkaufte deshalb seine Firma 1929 an die Firma Boehringer, die nun selbst Zelluloid-Spielkarten druckte. Sie vereinbarte dazu mit der Spielkartenfabrik ASS in Altenburg, deren Kartenbilder verwenden zu dürfen. Das Bild oben rechts zeigt das Eichel-Daus aus einem Spiel mit sächsischem Kartenbild.

Da Zelluloid leicht in Brand gerät und sich die Karten verbiegen, entsprach der Verkaufserfolg nicht den Erwartungen und die Firma REOREX wurde 1932 aufgelöst.

"Poker-Rummy Nr. 7", Wien, 1930?"Rummy" Wien, um 1930

Um 1930 stellte auch die Firma "Elbemühl" in Wien Spielkarten aus Zelluloid her (linkes Bild)

Diese Spielkarten bekamen die Bezeichnung "MIRAKEL", was später zum Firmennamen wurde. Eine Mirakel-Karte ist rechts daneben abgebildet.

"Sächsisches Kartenbild", MIRAKEL Leipzig, 1936? "Tarock", Prag, 1937

Etwa 1934 wurde die Spielkartenfabrik "MIRAKEL" nach Leipzig verlegt, wo Zelluloid-Spielkarten, u. a. auch mit sächsischem Bild (linkes Bild) gedruckt wurden.

Da der Firmeninhaber Richard Heller Jude war, ging er mit seinem Unternehmen 1936 nach Prag, wo man die Firma "MIRACLE" nannte und in erster Linie Zelluloid-Spielkarten mit den in der Tschechoslowakei üblichen österreichischen Kartenbildern herstellte (rechtes Bild).

Nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1941 durch deutsche Truppen wurde Richard Heller in ein Konzentrationslager gebracht, wo er in der Gaskammer ums Leben kam. Der deutsche Geschäftsführer Erwin Gröger führte die Firma weiter, ging aber nach Kriegsende 1945 nach Crailsheim in Württemberg, wo er von 1948-1952 "Mirakel"-Spielkarten vertrieb.

"Aluminium Cards", USA, 1901"Aluminium-Spielkarte", Wien, um 1935

Die Entwicklung von Plastikmaterial führte später dazu, dass immer mal wieder "Vollplastik"-Karten produziert wurden. Doch auch dünne Metallbleche kamen gelegentlich zur Anwendung. So druckte bereits 1901 ein Aluminium-Werk in den USA die links abgebildete Spielkarte auf Aluminium. Um 1935 kam dann die Wiener Firma Häusermann ebenfalls auf die Idee, Aluminium-Spielkarten herzustellen. Eine solche Karte sehen Sie oben rechts.

"Kling Steel Playing Cards", USA, 1972 "Kling Steel Playing Cards", Kartenrücken, USA, 1972

Stahlblech dagegen verwendete die amerikanische Firma Regal & Wade für ein Kartenspiel, das sie 1972 herausbrachte. Die Abbildungen zeigen die Vorder- und die Rückseite einer Karte aus dem Spiel.

 
in memoriam Franz Braun, Köln, † 2016